DIE EREKTION

DAS ERSTAUNLICH KOMPLEXE, KLEINE WUNDER

Wir Männer definieren uns ganz gerne über unsere Erektion. „Steht mein Penis, dann bin ich.“ Somit sind jedoch auch die Probleme die mit einer fehlenden Erektion mit sich kommen ziemlich fatal für uns als Mann und als Liebhaber. Welten brechen zusammen und wir stellen uns und unsere Männlichkeit in Frage. Es ist daher besonders hilfreich, die Funktion der Erektion genauer unter die Lupe zu nehmen.

Gerne wird uns das Bild des potenten Mannes der allzeit bereit ist und stundenlang kann vermittelt. Wir unterstützen diesen Unfug auch mit eigenen Geschichten die unsere strotzende Manneskraft und unsere Heldentaten auf zahlreichen Matratzen zeigen sollen.

Ganz anders sieht es jedoch aus, wenn die Erektion mal ausbleibt oder wieder in sich zusammenfällt, nachdem sie mühsam heraufbeschworen wurde. Es wird wohl im gleichen Ausmass über die Taten im Bett unter Männern gesprochen, wie über Probleme der Erektion geschwiegen wird. Dabei würde ein wenig mehr Offenheit viele der gängigen Probleme in der männlichen Sexualität aus der Welt schaffen. 

Mangelnde Aufklärung ist auch im Fall der Erektionsprobleme einer der Faktoren welche die Situation verschlimmern. In diesem Beitrag wollen wir dem abhelfen und uns die Funktion der Erektion genauer ansehen.

Eine Erektion zu bekommen ist ein sehr Komplexes System. Komplexe Systeme sind leider auch anfällig für Probleme. Ist man sich der verschiedenen Parameter die es benötigt um eine erfolgreichen Ständer zu bekommen erst bewusst, so ist es verwunderlich, dass wir als Menschheit überhaupt überleben konnten. Die Erektion ist somit ein kleines Wunder und keine Selbstverständlichkeit.

In der unteren Abbildung sehen wir eine vereinfachte Aufstellung aller Faktoren die eine Rolle für unsere Erektion spielen. Wir gehen jeden Bereich durch und reden auch in weiteren Beiträgen darüber wo im Fall einer Störung im System geholfen werden kann.

Damit eine Erektion entstehen kann muss auch das Umfeld und die Situation passen. Ist unser Nervensystem zum Beispiel auf Stress eingestellt, so ist dies kein fruchtbarer Boden für ein erotisches Abenteuer.

Wenn die Situation zwar passt aber keine ausreichende Libido vorhanden ist, wird es auch wieder schwierig mit einer Erektion. Ist die Lust vorhanden sind auch unsere erotischen Antennen auf Empfang geschalten und unser Körper ist sensibler für sexuelle Reize. Dies können Fantasien, Gerüche, Bilder, Töne oder auch Berührungen sein.

Die sexuellen Reize müssen nun vom Nervensystem aufgenommen werden und als Impulse an unsere Genitalien weitergeleitet werden. Unser Nervensystem muss also auch die Reizweiterleitung erfolgreich ausführen können damit eine Erektion möglich wird. Bei gesundheitlichen Problemen oder durch Einfluss von Medikamenten oder anderen Wirkstoffen kann es hier auch zu Funktionsstörungen kommen.

Durch die Impulse des Nervensystems werden verschiedene Botenstoffe freigesetzt (unter anderem das cGMP) welche die glatte Muskulatur der Blutgefässe im Penis entspannen lassen. Dies führt wiederum zum erhöhten Blutfluss in die Schwellkörper des Genitals. Das endokrine System ist auch dafür verantwortlich, dass der Penis wieder erschlafft nachdem der Orgasmus stattgefunden hat, oder weitere sexuelle Reize ausbleiben. Probleme im Endokrinen System können schwere Auswirkungen auf die Erektionsfähigkeit sowie die Dauer und Standfestigkeit der Erektion haben. Auch hier ist eine Abklärung bei Problemen notwendig und sinnvoll.

Nachdem nun das Nervensystem und das Endokrine System ihre Arbeit getan haben, geht es darum den Blutfluss in die Schwellkörper des Penis zu ermöglichen und den Abfluss zu verhindern. Dieser Mechanismus kann nur bei einer gesunden Anatomie und einer gut funktionierenden Physiologie der Genitalien passieren. Gesunde Schwellkörper und Blutgefässe sind dabei genauso wichtig wie die Beckenbodenmuskulatur die auch bei der Erektion eine Rolle spielt. Bei einer Abklärung von Problemen der Erektion ist also auch eine genaue medizinische Untersuchung in diesem Bereich notwendig.

SCHRITT FÜR SCHRITT ZUR EREKTION

WAS ES ALLES BRAUCHT DAMIT ER STEHT

01.

Damit wir eine Erektion bekommen können, müssen die Umstände und die Situation Stimmen. Ist unser Nervensystem nicht in einem Zustand der Sexualität zulässt, wird auch eine Erektion nicht möglich. Ist die Libido vorhanden und wir befinden uns in einem Zustand wo unsere erotischen Antennen auf Empfang sind, ist die Möglichkeit einer Erektion bereits gegeben.

02.

Durch erotische Reize (alle unsere Sinne), erotische Fantasien, oder Berührungen und Stimulierung des Körpers/Genitalien, kommt der Mechanismus der Erektion in Gang. Welche Reize für uns besonders gut funktionieren, sind je nach Mann und Situation ganz verschieden.

03.

Unser Nervensystem schickt nun Impulse an unser Genital und aktiviert zugleich das Hormonsystem. Dieses wiederum schüttet Botenstoffe wie das cGMP (zyklisches Guanin-Monophosphat) aus, welches Einfluss auf die Blutgefässe im Penis hat.

04.

Die Blutzufuhr im Genital wird nun gesteigert und die Schwellkörper im Penis beginnen sich zu füllen.

05.

Die Blut ableitenden Gefässe werden durch den gefüllten Schwellkörper und Teile der Beckenbodenmuskulatur abgeklemmt. Auf diese Weise kann das Blut nicht wieder aus dem Schwellkörper abfliessen und die Erektion bleibt erhalten.

06.

Nachdem die Erektion nun erfolgreich aufgebaut wurde, kann der Geschlechtsverkehr / das Liebesspiel beginnen. Wichtig für den Erhalt der Erektion sind nun verschiedene Parameter wie das eigene Lusterlebnis oder als negatives Beispiel der Leistungsdruck.

07.

Wird der Höhepunkt im Liebesspiel erreicht, kommt es zum Orgasmus und einer damit meistens verbundenen Ejakulation (das Abspritzen).

08.

Wurde der Orgasmus erreicht, oder das sexuelle Interesse flacht aus verschiedenen Gründen ab, werden Impulse vom Nervensystem an das Hormonsystem geschickt. Dieses schüttet den Botenstoff PDE-5 aus (Phosphodiesterase-5). Das PDE-5 ist ein Enzym welches das cGMP abbaut und somit das System welches die Blutzufuhr im Schwellkörper ermöglicht deaktiviert. Somit erschlafft unser Penis bis zur nächsten Erektion.